Samstag, 31. Januar 2004

Continental-Cup in Brotterode/Thüringen 31.01.2004

Yeti und Tarzanine beim Conti-Cup in Brotterode/Thüringen am Samstag, 31.01.2004

Zum Skispringen wollte ich schon lange einmal, sehr lange. Durch das Vorhandensein tausender Kreischies an den Schanzen dieser Republik wagte ich den Schritt an dieselben aber bisher nicht.
Ende Januar hörte ich vom Conti-Cup welcher in einigen Tagen in Brotterode in Thüringen stattfinden sollte. Da passte es mir ganz außerordentlich gut, das wir an diesem Wochenende zwecks Verwandtenbesuchs eh fast in Thüringen waren.
Beim COC, so hatte ich gehört und gelesen sei es nicht so schlimm mit den XY ich will ein Kind von dir schreienden Fans.

Also ran an die Computerkiste, Atlas gewälzt, Thüringenführer dazu, wo ist dieses Brotterode eigentlich genau, noch nie dort gewesen.
Im Finnen-Forum fand sich noch jemand, der dort hin wollte. Nun ging es ans Raussuchen einer passenden Zugverbindung in den kleinen westthüringischen Ort. Leichter gesagt als getan, Brotterode hat keinen Bahnhof. Nach langem Suchen schließlich die Lösung:

Um 5:45 Uhr mit der Südthüringenbahn von Sonneberg über Eisfeld und Grimmenthal nach Zella-Mehlis und von dort aus mit dem Zug weiter nach Schmalkalden. Um 4:45 Uhr bin ich aufgestanden, mein Vater fuhr mich dankenswerterweise mit dem Auto zum einige Kilometer entfernten Bahnhof nach SON. In Zella traf ich mich mit Tarzanine und zusammen gings weiter mit der STB nach Schmalkalden. Dort regnete es

Um halb 10 sollte der Bus nach Brotterode kommen, außer uns nur noch fünf weitere hartgesottene Sprungfans am Bahnhof. Wir warteten und warteten, machten Fotos vom Regen und froren vor uns hin. Schließlich kam aber doch noch ein Bus mit der Aufschrift Der Brotteröder. Na also, ging doch. Wir rein, 2 bezahlt und los gings.

In Brotterode angekommen machten wir uns auf den steilen Weg hinauf zur Inselbergschanze
über dem Ort. Es war wirklich extrem steil und die Straße bedeckt mit widerlichem braunem Schneematsch. Unterwegs kauften wir uns die Eintrittskarten (7 pro Nase) und bekamen eine Startliste dazu. Erst mal geschaut welche Finnen dabei sind - Jussi Hautamäki, Pekka Salminen, Janne Happonen, Lauri Hakola und Harri Olli. Schön!

Als wir die Schanze bereits vor uns sahen kamen wir am Parkplatz vorbei. Auto h
ält an, Mann steigt aus, gekleidet in eine original schwarzorange DSV-Jacke. Wir schauen uns an, den kennen wir doch. Reinhard Hess? Nein, hat der graue Haare, keine weißen. Keine 10 Meter vor uns bleibt dieser DSVler plötzlich stehen und gibt Autogramme.

Mensch das war er doch! Argh, warum sind wir nicht hin???????

Na ja, weiter gings, hinauf zur Schanze. Wir kamen dann irgendwann doch noch oben an und suchten uns einen sch
önen Platz auf der rechten Seite vom Schanzenauslauf. Erst mal nur geschaut, die Schanze ist beeindruckend, wir waren uns einig, dies nie im Leben selbst zu machen! Es war noch nicht viel los, ein Springer aus Fernost fuhr im Auslauf herum und testete seine Skier.

Die Musik an der Schanze war am Anfang extrem anz
üglich, da standen immerhin kleine Kinder herum. Aus den Lautsprechern krächzte die Stimme des Schanzensprechers, dass die Springer die Musik aussuchen würden. Na ja, unsere Suomis konnten das nicht gewesen sein. Wir meinten, nächstes Jahr müsse Jussi mal eine Scheibe seiner Band mitbringen.

Den Probedurchgang verfolgten wir gespannt und freuten uns über weite Sprünge aller Athleten, bei den Finnen ein bisserl mehr.
Gegen
über von uns standen zwei weitere FinnAir-Fans mit einer selbstgemalten großen finnischen Fahne auf der stand: Jussi give them hell“.  Wir sahen noch ein paar weitere weiße Fahnen mit dem blauen Kreuz drauf und außerdem den Fanclub von Frank Reichel der ein einen Mordskrach machte.

Als der Probedurchgang vorbei war beschlossen wir auf die andere Seite vom Auslauf zu gehen weil wir die Springer immer nur von hinten sahen nach ihren Spr
üngen. Dort angekommen kaufte ich mir erst mal eine köstliche Thüringer Rostbratwurst (hmmm!).

Anschließend suchten wir uns wieder einen guten Platz für den eigentlichen Wettkampf. Es war aber alles schon voll, aber wir fanden trotzdem noch ein Plätzchen, und zwar was für eins! Direkt hinter dem Ausgang, wo jeder Springer nach seinem Sprung vorbeimusste. Wie geschaffen für Fotos und Autogramme. Ich habe nun welche von Jussi, Peksi, Lauri, Hans Petrat, Yusuke Kaneko, Bine Zupan und Matthias Hafele.

Zuerst kamen aber erst mal ein paar Vorspringer, einer von ihnen feierte am Samstag seinen 19. Geburtstag, wie der Schanzensprecher erz
ählte. Neben uns standen die zwei mit der Jussi-Finnland-Fahne und eine von davon animierte die Umstehenden dem Burschen ein Geburtstagsständchen zu singen.

Beim vielstimmigen Happy birthday wurde der junge Mann ganz verlegen. Zusätzlich hatten die zwei aus Thüringen noch eine Presslufthupe und zwei Ratschen. Sie erzählten uns, dass sie sich genau vor einem Jahr an der Brotteroder Schanze kennen gelernt hatten.
Wir tauschten mit ihnen Mailadressen aus um später mal Fotos zu tauschen.

Es war auch sehr interessant, die ganzen Springer mal aus der N
ähe zu sehen. Weil sie alle so dünn sind, schauen sie noch jünger aus als sie eigentlich sind. Ein ums andere Mal meinten wir, dem kaufen wir nachher eine Bratwurst, der braucht mal wieder was zum Essen!

Die Stimmung der Finnenfans war unterschiedlich. Jussi, Peksi und Lauri sprangen gut im ersten DG und kamen weiter, Havu und Harri leider nicht. Janne Happonen war stinksauer nach seinem Sprung und schoss regelrecht davon.

Jussi dagegen war das reinste Gegenteil, die Liebenswürdigkeit und Freundlichkeit in Person nach seinem guten Sprung. Er schrieb unzählige Autogramme, ließ geduldig Fotos von sich machen und zeigte sein freundlichstes Lächeln, das selbst Nicht-Kreischies ins Schwärmen geraten ließ... Jussi sah derartig liebenswürdig aus, so gar nicht nach Mitglied einer Rockband!

Die Koreaner und Japaner freuten sich sehr, wenn jemand Autogramme von ihnen wollte. Es war einfach klasse. Die Springer waren sehr freundlich und zug
änglich, hier, wo sie nicht wilden Horden junger Kreischies ausgesetzt waren.

Weniger sch
ön war das Verhalten von Christof Duffi Duffner und Andi Swider Widhölzl, die jegliche Bitten ignorierten und einfach durchrauschten. Gerade Duffi in seiner letzten Saison hätte die wirklich freundlichen Bitten erfüllen können.
Zwischen den Durchg
angen gingen wir ein bisserl im Auslauf spazieren( zum Füße wieder auftauen), sahen Springer, Trainer und auch den Eurosport-Kommentator Gerd Siegmund, der sich in seiner Thüringer Heimat das Springen nicht entgehen lassen wollte!

P
ünktlich zum zweiten Durchgang standen wir dann wieder hinterm Ausgang und wendeten die Köpfe abwechselnd nach links und rechts, von der Schanze zum Ausgang und zurück.

Leider fiel Jussi im zweiten DG zur
ück, weit zurück...er war stocksauer und verließ wortlos und fluchtartig den Schanzenauslauf. Man sah ihm deutlich an, dass er im Moment auf mehr als 180 war, schließlich kämpfte er um den Anschluss bzw. den Verbleib im finnischen A-Kader. Doch einige Fans wollten das partout nicht einsehen und rannten dem wütenden 24-jährigen aus Kuopio hinterher. Und das sind dann die, die sich später beschweren, der und der ist ja so ein A..., der hat mir kein Autogramm gegeben!

Peksis 2. Sprung war auch sehr gut und er musste wieder viele Autogramme schreiben, war er aber bereitwillig tat. Eine der beiden mit der Presslufthupe rief Hyvä Peksi, woraufhin er sich umdrehte und lächelte!

Leider verstand man bei dem ganzen Rabatz den Sprecher nicht mehr so wirklich und so bekamen wir nicht alles ganz mit. Egal. Hauptsache es machte Spa
ß und das machte es, jede Menge sogar.

Als das Springen vorbei war, stand ein Deutscher ganz oben, n
ämlich Jörg Ritzerfeld vor dem Swider und Stefan Hocke.

Tarzanine und Yeti beschlossen nun, noch etwas im Springerlager spazieren zu gehen. Vielleicht ergab sich ja noch die Gelegenheit auf Fotos und Autogramme.

Wir standen gerade zwischen den Autos der Ösis und Finnen als die Stimme des Schanzensprechers an unsre kalten Ohren drang. Er rief die Springer zur Siegerehrung und unser Peksi war Vierter geworden. Große Freude!!!

Plötzlich lief keinen halben Meter neben uns Jussi Hautamäki vorbei, nun wieder in Alltagskleidung aber mit einem immer noch finsteren Blick. Hatten wir uns vorher noch Sorgen um seine Versorgungslage gemacht, so beruhigten wir uns nun. Er aß eine Semmel und hatte etwas Limo ähnliches in einem Becher! Er verschwand im Auto und kam mit einem Handy wieder raus. Nach dem Gespräch war er dann wieder ein freundlicherer Jussi.

Übrigens trugen fast alle Finnen diese furchtbaren Blauhaargiraffenmützen, die in echt noch viel scheußlicher sind als im Fernsehen! Auch Jani Klinga sahen wir, der sieht echt nicht übel aus! Die Finnen packten ihr Graffl zusammen, sie hatten zwei Autos, eins mit finnischem Kennzeichen und eins aus Deutschland. Die vier, die nicht zur Siegerehrung durften, fuhren dann selbst mit dem Auto davon, da gab es keinen Trainer oder Betreuer der sie chauffierte. Ich wollte noch ein Foto von Lauri Hakola machen, aber der Bursche drehte sich immer genau dann um!

Erst meinten wir, von der Siegerehrung nichts zu sehen, gingen dann aber trotzdem hin. So wirklich was gesehen haben wir zwar dann nicht aber wir mussten doch f
ür Peks jubeln.

Selbiger stand dann pl
ötzlich neben uns, zusammen mit seinem Skiern und Trainer Jani Klinga. Er hatte auch Alltagskleidung an, einen dicken Anorak und eine dünne Skilatzhose. Er hatte die Träger aber nicht über den Schultern sondern herunterhängend an der Hüfte. Die Hose war wirklich nicht weit geschnitten, aber sie schlotterte dem jungen Mann (22 Jahre) aus Kuopio nur so um die Beine...
Als wir das so sahen kamen wir schon ins Gr
übeln...62 kg bei 180 cm Körpergröße sind echt verdammt wenig...es ist eine extreme Gratwanderung bei diesem Sport...

Bei der Siegehrung jubelten wir dann aber f
ür alle, nicht nur für den Finnen!

Anschlie
ßend gingen wir fix zurück ins Springerlager, wir hofften vielleicht noch ein paar Autogramme zu kriegen. Nun trafen wir auch die zwei mit ihrer Presslufthupe wieder, die sich auch sehr für Peksi freuten. Selbiger stand gerade am Auto und wollte sein Zeug einpacken aber Herr Klinga, der wohl den Schlüssel hatte, hatte sich irgendwo festgequatscht und kam nicht.

Die
Österreicher fuhren davon und winkten uns ganz lieb zum Abschied!

Tarzanine wollte noch ein Foto von Peksi mit Siegerehrungsblumen machen aber genau in dem Moment, als sie abdr
ücken wollte, kam Kai Bracht vorbei und hielt ihr das Victory-Zeichen in die Linse!

Als dann alle Finnen restlos weg waren, konnten wir auch beruhigt heimfahren, die Mission f
ürs Finnenforum sahen wir als erfüllt an.

Beim Verlassen der Schanze fanden wir einen anderen Weg bei dem man von hinten an den Ort des Geschehens kam, direkt ins Springerlager. N
ächstes Jahr gehen wir da wieder lang.

Laut Auskunft des Veranstalters sollte man von der Schanze aus 10 Minuten zum Busbahnhof laufen. Wir waren nach 20 Minuten und drei Nachfragen dann endlich dort. Wieder 2
bezahlt und über Trusetal zurück nach Schmalkalden gefahren. Dort hatten wir noch jede Menge Zeit bis unsere Züge zurückfuhren und verbrachten diese in einem Café wo wir natürlich noch ausführlich über den Tag quatschten. Nächstes Jahr ist schon fest eingeplant, so denn die Fis ein Einsehen hat und Brotterode wieder einen Conticup gibt!

Um 17. 15 Uhr gingen wir dann zum Bahnhof, 17.32 fuhr Tarzanines Zug nach Zella, meiner ging um 17:43,
über Wernshausen nach Sonneberg. Um 20 Uhr war ich in SON am Bahnhof.

M
üde, sehr müde, aber restlos glücklich.
Skispringen ist genial aber Skispringen in Brotterode ist einfach nur perfekt.


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